In der Fotografie gibt es eine Menge an technischem Wissen, kreativen Tipps und bewährten Methoden, die den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem herausragenden Foto ausmachen können. Leider gibt es auch eine Praxis, die immer wieder auftaucht – Gatekeeping. Gatekeeping im Kontext der Fotografie bedeutet, dass erfahrene Fotografen ihr Wissen und ihre Techniken nicht weitergeben, oft um sich selbst als “Wissenshüter” zu positionieren oder um ihre Expertise als etwas exklusives und unerreichbares darzustellen. Doch warum sollten wir diese Praxis hinterfragen und stattdessen mehr Wissen teilen?
Was ist Gatekeeping in der Fotografie?
Gatekeeping in der Fotografie zeigt sich oft dadurch, dass einige Fotografen ihre Kenntnisse und Erfahrungen für sich behalten, sei es aus Konkurrenzdenken, Eitelkeit oder der Angst, ihre “Geheimnisse” zu verraten. Dazu gehören Dinge wie:
- Nicht bereit sein, Anfängerfragen zu beantworten.
- Sich absichtlich komplexe oder unnötig teure Ausrüstungen zuzulegen, um den Eindruck von Exklusivität zu vermitteln.
- Tipps oder Techniken zu verbergen, die auch anderen helfen könnten, ihre Fähigkeiten zu verbessern.
Es gibt oft diese unausgesprochene Haltung: “Wenn du wirklich ein guter Fotograf sein willst, musst du es selbst herausfinden.” Doch das ist eine Haltung, die sowohl neue Fotografen als auch die gesamte Community zurückhält.
Warum ist das Problematisch?
Fotografie ist, wie viele andere Kunstformen, ein kontinuierlicher Lernprozess. Die besten Fotografen sind nicht diejenigen, die am meisten Wissen für sich behalten, sondern diejenigen, die bereit sind, ihr Wissen weiterzugeben, um andere zu inspirieren und zu fördern. Gatekeeping hält das Wachstum der Kunstform auf. Es hindert Anfänger daran, Fortschritte zu machen, und schafft eine unnötige Kluft zwischen “Erfahrenen” und “Neulingen”.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Fotografen, die nicht bereit sind, Wissen zu teilen, verhindern, dass neue Perspektiven und kreative Ideen in die Fotografie einfliessen. Jeder, der von anderen lernt und seine eigene Sichtweise einbringt, kann neue Trends setzen oder innovative Techniken entwickeln. Wenn Wissen nicht geteilt wird, stagnieren kreative Prozesse.
Die Angst ist unbegründet
Gatekeeping entspringt oft einer tiefen Unsicherheit. Die Angst, an Bedeutung zu verlieren oder Konkurrenz zu bekommen, nimmt dem Mut zur Weitergabe des Wissens jeglichen Raum. Die Sorge, austauschbar zu sein, überlagert das Vertrauen in die eigene Handschrift. Doch Wissen zu teilen nimmt nichts – es vermehrt.
Ein Beispiel: Selbst mit dem Rezept eines Sternekochs in der Hand werde ich noch lange nicht über Nacht zum Meister seines Fachs. Talent, Erfahrung und persönliche Handschrift lassen sich nicht einfach kopieren.
Ein hervorragendes Beispiel für jemanden, der aktiv Wissen teilt, ist Peter Sturn, ein Fotograf, der seit Jahrzehnten erfolgreich in der Branche tätig ist. Als Profifotograf hat er nicht nur seine eigene Karriere kontinuierlich ausgebaut, sondern auch eine bedeutende Rolle dabei gespielt, anderen Fotografen mit seiner Fotografie-Academy zu helfen, ihre Fähigkeiten zu verbessern. In seinen zahlreichen Workshops und durch seinen Podcast teilt er wertvolle Einblicke, Techniken und Erfahrungen aus erster Hand. So zeigt er, wie es geht, wenn man als Fotograf seine Expertise grosszügig weitergibt – und dabei sowohl sich selbst als auch die gesamte Fotografie-Community voranbringt.
Wissen teilen – ein Vorteil für alle
Fotografen, die ihr Wissen teilen, profitieren ebenso. Sie positionieren sich als Mentoren und Experten, was wiederum ihre eigene Marke stärkt. Der Austausch von Ideen und Techniken fördert auch die persönliche Weiterentwicklung und hilft dabei, neue Fotografie-Trends zu erkennen. Wenn wir anderen helfen, ihre Fähigkeiten zu verbessern, profitieren wir letztlich alle davon.
Durch das Teilen von Wissen entstehen Gemeinschaften, in denen sich Fotografen gegenseitig unterstützen, ihre Fertigkeiten erweitern und voneinander lernen können. In einer solchen Umgebung ist es wahrscheinlicher, dass neue Ideen entstehen und sich kreative Projekte entwickeln, die die Fotografie weiter voranbringen.
So kannst du als Fotograf Wissen teilen
- Schreibe Blogbeiträge oder erstelle Tutorials – Zeige anderen, wie du bestimmte Techniken oder Tricks umsetzt. Jeder hat seinen eigenen Weg, Dinge zu tun, und dein Ansatz kann für andere hilfreich sein.
- Beteilige dich an Online-Communities – In Foren oder sozialen Medien kannst du Fragen beantworten, deine Erfahrungen teilen und von anderen lernen.
- Organisiere Workshops oder Meetups – Wenn du dein Wissen auf direktem Wege weitergeben kannst, wirst du nicht nur anderen helfen, sondern auch deine eigene Expertise vertiefen.
- Sei offen für Fragen – Manchmal wissen Anfänger nicht, wo sie anfangen sollen. Indem du ein offenes Ohr hast und bereit bist, zu helfen, trägst du dazu bei, den Einstieg zu erleichtern.
Fazit
Gatekeeping im Bereich der Fotografie hält nicht nur die Anfänger zurück, sondern auch die gesamte Community. Fotografen, die ihr Wissen teilen, tragen zu einer vielfältigeren und kreativeren Szene bei. Also lass uns gemeinsam das Wissen öffnen und teilen. Der wahre Erfolg als Fotograf kommt nicht nur von dem, was wir wissen, sondern auch davon, wie wir anderen helfen, ihr Potenzial zu entfalten.
Wenn ich weiter geblickt habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe.
Isaac Newton